Nordskandinavien – Wandern in Europas Wildnis

Unterwegs auf den weiter unten gelegenen Strecken des Kungsleden

In den verschiedenen Regionen in Nordskandinavien (Norwegen, Schweden und Finnland) verlaufen mehrere bekannte und weniger bekannte Wanderrouten. Für jeden, der sich zu Fuß durch die atemberaubende Landschaft machen möchte stehen mehrere Optionen zur Verfügung, die je nach verfügbarer Zeit, Erfahrung und Fitness gewählt werden können. Zwei dieser Wege möchten wir hier vorstellen.

Der Kungsleden

Der Wanderweg besteht aus zwei Teilen, einem nördlichen zwischen Abisko und Hemavan sowie einem südlichen zwischen Storlien und Sälen. Zwischen beiden Teilen besteht keine Verbindung. Der ältere und bekanntere nördliche Teil führt von Nord nach Süd über etwa 440 Kilometer. Am höchsten Punkt, dem Tjektapass liegt der Weg 1150m ü. Meer. Je nach Jahreszeit gibt es einen markierten Sommer-  und einen teilweise abweichenden Winterweg. Beide sind gut ausgeschildert und gekennzeichnet.

Infrastruktur

Der Kungsleden zählt zu den weltweit bekanntesten 10 Wanderwegen und ist gerade dank dieser Beliebtheit auch gut ausgebaut. So sind etwa Fluss Querungen ab einer gewissen Größe mit Brücken versehen, Moorflächen und anderes unwegsames Gelände ist mit Holzplanken überbrückt. Der Sommerwanderweg kreuzt an einigen Stellen einen See. Diese muss man dann entweder per vorhandenem Ruderboot selbst überqueren oder man nutzt den Bootsservice, welcher meist durch Samen (Ureinwohner in Nordskandinavien) organisiert wird.

Unterkünfte und Hütten

In regelmäßigen Abständen entlang des Weges gibt es Hütten oder Fjällstationen. Die meisten dieser Hütten sind bewirtschaftet und auf fast allen ist zumindest in der Hauptsaison im Sommer ein Hüttenwart anwesend. Ausgestattet sind alle Hütten mit Schlafräumen, einem Aufenthaltsraum mit Koch Möglichkeit, Toiletten und einem Satellitentelefon. Auf einigen Hütten hat man zudem die Möglichkeit Proviant nachzukaufen.

Auf dem nördlichsten Teil außer von Ammernäs nach Kvikkjokk sind die Etappen zwischen den Hütten im Tagesabstand, wobei je nach Lauftempo auch durchaus größere Abschnitte geschafft werden können. Zuständig für die Hütten ist die STF (Svenska Turistföreningen). Mit einem STF-Mitgliedsausweiß oder dem deutschen Jugendherbergsausweiß ist vieles wie Hütten, Aufenthaltsräume oder der Bootsservice deutlich günstiger erhältlich.

Zelten

Wer auf die Hütten verzichten möchte kann überall entlang des Weges sein Zelt aufstellen. Ausgenommen ist lediglich der Bereich des Abisko Nationalparks im nördlichen Teil des Weges. Es wird dabei erwartet, dass alle Wanderer das Allemansrätt (Jedermannsrecht) beachten und generell schonend mit Umwelt und Natur umgehen.

Der Arctic Polarexpress ist die bequeme Anbindung Nordskandinaviens mittels Nachtzug

An/Abreise nach Nordskandinavien

Erreichbar ist der Kungsleden mit dem Zug von Narvik und Stockholm aus. Der nördlichste Punkt des Weges liegt direkt am Bahnhof Abisko Touriststation. In Vakotavare und Kvikkjokk sowie in Nikkaluokta fahren Busse zu den Bahnhöfen in Kiruna oder Gällivare. Mit dem Flugzeug bieten sich die Flughäfen in Stockholm, Narvik-Harstad oder Kiruna an. Von dort aus fahren Busse oder der Zug zum gewählten Ausgangspunkt.

Bei ihrer Reiseplanung helfen ihnen gerne unseren Skandinavienexperten:

Andreas Hiesche    –    andreas.hiesche@gleisnost.de    –    Tel: 0761/20 55 13 – 114
Tim Pourian    –    tim.pourian@gleisnost.de    –    Tel: 0761/20 55 13 – 120

Ja nach Erfahrung und sportlicher Ambition bieten sich verschiedene Touren an. Im folgenden sind zwei Beispiele aufgeführt, die in beide Richtungen begehbar sind und auch für Einsteiger gut geeignet sind, vor allem auch weil die Tagestouren sehr flexibel wählbar sind.

 


Nordwärts von Vakkotavaare nach Abisko

 

Tag 1
Mit dem Bus geht es von Gällivare (Anschluss an den Zug aus Stockholm) nach Vakkotavaare. Die erste Nacht verbringt man am Seeufer des Akajaures im Zelt oder in der Hütte vor Ort. Wer sportlich ambitioniert ist, kann auch noch am selben Abend den Aufstieg machen.

Tag 2
Die erste Etappe ist der Aufstieg vom See hinauf. Etwa 350m höhe geht der der Weg bergauf. Dabei lohnt sich von Zeit zur Zeit ein Blick zurück auf den See und die geniale Aussicht. Etwa 16 km lang ist erste Etappe, die mit dem Abstieg zum Teusajaure, einem großen See, endet. Die Hütte liegt auf der von Süden kommend anderen Seeseite. 3-4 mal am Tag fährt ein Boot für 100-150SEK über den See.

Alternativ stehen Ruderboote bereit. Die etwa 1km lange Strecke alleine zu Rudern ist jedoch je nach Wetter nicht unbedingt einfach.

Tag 3
Vom See aus folgt der nächste Anstieg. Durch Birkenwald und Blaubeeren geht es entlang eines Wasserfalls bergauf. Der Weg bis zur nächsten Hütte am Keitumjaure ist etwa 9km lang. Ein Aufenthalt an dem See ist sehr empfehlenswert. Die Hüte liegt auf einer kleinen Anhöhe über dem See mit Blick weit übers Wasser und auf das Delta des mündenden Flusses.
In den Morgen und Abendstunden ist in diesem Bereich das Beobachten von Elchen gut möglich, welche im Gebiet um den See leben.

Tag 4
Von Keitum aus führt der Weg immer entlang eines Flusses langsam den Berg hinauf. Etwa 13 km ist der Weg bis zur nächsten Hütte in Singi. Auf diesem Abschnitt lassen sich Reste von alten Samen Hütten bestaunen.

Tag 5
Von Singi aus führt der Weg etwa 13 km weiter, bis man in Keitum die nächst Hütte erreicht. Der Weg führt durch das gleiche Flusstal, das an am vorherigen Tag bereits durchquert hat. Außer dem Weg nach Norden gibt es in Singi noch die Möglichkeit Richtung Kebnekaise und Nikkaluakta den Kungsleden zu verlassen.

Tag 6
Die nun folgenden 12 km von Keitum aus sind die wohl anspruchsvollste Etappe des Weges. Auf dem Weg zur Tjektja Hütte liegt mit dem Tjektapass der höchste Punkt des nördlichen Kungsleden. Einen Auf und Abstieg von etwa 300m höhe liegen hier vor einem. Die Baumgrenze hat man kurz vor Singi bereits hinter sich gelassen, so führt der Weg die meiste Zeit über Geröllfelder und entlang von Seen und Grasflächen.

Tag 7
Immer grüner wird es auf der Etappe von Tjekta zur Hütte am Alesjaure. Etwa 13 km trennen die beiden Hütten. Am Alesjaure hat man einen herrlichen Blick über den großen See, auf dessen anderer Seite eine kleine Siedlung der Samen liegt.

Tag 8
Entlang des Sees, in dessen Oberfläche sich die umliegenden Berge spiegeln, geht es weiter nach Norden. In den Sommermonaten (Mai-August) ist ein Bootstransfer über den See möglich. Immer weiter geht es dem Nationalpark von Abisko entgegen. Je weiter der Weg führt, desto mehr weichen die Steine wieder Büschen und schließlich auch ersten Birken. Nach 22km hat man die längste Etappe des Kungsleden geschafft und erreicht schließlich die im Nationalpark gelegene Hütte am Ufer des Abiskojaure.

Tag 9
Der letzte Teil des Weges führt schließlich ca. 15 km durch den Nationalpark. Meist geht es durch Wald. Die Strecke führt über kleinere und größere Flüsse, entlang des Abiskojaures und endet schließlich am Bahnhof Abisko Turiststation. Von hier aus fährt am späten Nachmittag der Nachtzug nach Stockholm.

Alternativ empfiehlt sich eine Übernachtung in der Abisko Turiststation oder dem angeschlossenen Zeltplatz, den die Gegend, gelegen an einem großen See ist ein guter Platz zur Beobachtung von Nordlichtern (frühes Frühjahr oder später Sommer und Herbst).

 


Südwärts von Abisko nach Nikkaluokta


Tag 1
 Mit dem Zug erreichen Sie aus Narvik, Kiruna oder Stockholm bequem den Bahnhof Absiko Turistation. Der erste Teil des Weges führt Sie ca. 15 km durch den Nationalpark. Meist geht es durch Wald. Die Strecke führt über kleinere und größere Flüsse, entlang des Abiskojaures. Am Ende des Sees liegt die erste Hütte.

Tag 2
Im Bereich des Nationalparks ist das Zelten nur an zwei Plätzen erlaubt. Wenn Sie nicht im Bereich der Hütte schlafen/zelten wollen müssen Sie am ersten Tag noch ca. 3,5km weiter gehen, wo am Ufer eines Flusses der Nationalpark endet.

Tag 3
Die nun folgenden 22 km vom Abiskojaure aus sind die längste Etappe des Weges. Es geht immer den Berg hinauf und nach und nach werden die Bäume weniger und es folgt Buschvegetation und einzelne größere Steine. Nach etwa 12km erreicht man das Ufer des Alesjaure. Entlang des Sees, in dessen Oberfläche sich die umliegenden Berge spiegeln, geht es weiter nach Süden.

In den Sommermonaten (Mai-August) ist ein Bootstransfer über den See möglich. Auf der anderen Seite des Sees liegt die nächste Hütte und einige Hütten der Samen die in dieser Region leben.

Tag 4
Immer steiniger wird es auf der Etappe vom Seeufer des Alesjaure zur Tjektahütte. Etwa 13 km trennen die beiden Hütten. Der Weg führt dabei stetig bergauf entlang eines immer schmaler werdenden Flusses. Bei gutem Wetter im Herbst und frühen Frühjahr ist in diesem Gebiet die Wahrscheinlichkeit Nordlichter zu sehen auf Grund der Lage besonders hoch.

Tag 5 
Die nun folgenden 12 km bis Keitum sind die wohl anspruchvollste Etappe des Weges. Auf dem Weg von der Tjektja Hütte liegt mit dem Tjektapass der höchste Punkt des nördlichen Kungsleden. Einen Auf und Abstieg von etwa 300m höhe liegen hier vor einem. Der Weg führt die meiste Zeit über Geröllfelder und entlang von Seen und Grasflächen. vom Pass aus hat man einen herrlichen Ausblick auf das Tal, das nun vor einem liegt.

Tag 6
Der Weg von Keitum führt entspannt etwa 13km einen Flusslauf hinab bis nach Singi.

Tag 7
Von der Hütte in Singi beginnt der „Ausstieg“ aus dem Gebirge. etwa 13km ist die Etappe bis zur Fjällstation am Fuße des Kebnekaise, dem höchsten Berg Schwedens. Wer Zeit hat sollte einen Ausflug zum Tarfalla See machen und die unglaubliche Aussicht genießen. Ein Aufstieg auf den Gipfel des Kebnekaise ist nur für erfahrenere zu empfehlen.

Tag 8
Der letzte Teil des Weges führt schließlich ca. 19 km entlang eines Flusses bis nach Nikkaluokta. In diesem Bereich hat man in den frühen Morgen und späten Abendstunden während der Dämmerung manchmal das Glück Elche zu sehen. Von Nikkaluokta aus fährt der Bus zurück nach Kiruna zum Bahnhof oder Flughafen.

 


Im September beginnt der Sonnenuntergang in Nordskandinavien früh und dauert mehrere Stunden - ein magisches Bild

Der südliche Kungsleden ist deutlich weniger begangen und auch hier ist die Unterkunft in STF-Hütten und Fjällstationen möglich, allerdings sind die Abstände zwischen den Hütten teilweise deutlich länger und nicht immer mit einer Tageswanderung zu erreichen.
Zusätzlich gibt es auch private Hütten, diese sind aber nicht immer geöffnet. Sommer- und Winterwanderweg sind auf dem südlichen Kungsleden ebenso gekennzeichnet wie im nördlichen Teil.

 

Der Gränsleden

Schon früh zogen die Samen im Norden Skandinaviens den Rentier Herden durchs Fjäll hinterher. War die Jagd beendet nutzen Sie den Gränsleden als Weg zurück in ihr Sommerlager.
Später im zweiten Weltkrieg wurde er als Fluchtroute nach Schweden verwendet. In der Folge geriet er mehr und mehr in Vergessenheit. Als Erinnerung an seine Geschichte finden sich noch heute alte deutsche Befestigungsanlagen in der Nähe des Weges.

Erst im Jahr 2007 wurde die geschichtsträchtige Route vom norwegischen Sorfjorden bis an den in Schweden liegenden Akajaure wieder hergestellt. Im Jahr 2010 wurde sie bis Ritsem, einem kleinen Ort am Ufer des Sees, verlängert.

Anders als der Kungsleden ist der Gränsleden eher für erfahrenere Wanderer geeignet. Die Infrastruktur ist weniger gut ausgebaut und bewirtete Hütten entlang des Weges sucht man vergeblich.

 

TPO/11/2018